Montag, 25. Februar 2008

Offener Brief an Rüttgers

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
mit ihren Äußerungen zur Vorgehensweise der Stadt Köln bezüglich „Verlagerung des Kölner Großmarktes“ (*) haben Sie uns aus dem Herzen gesprochen. Wir möchten uns auf diesem Weg hierfür bedanken.
Bei Ihrem Besuch anlässlich der Feier „1100 Jahre Sielsdorf“ im Jahr 1998 konnten Sie sich von dem im positivem Sinne ländlichen Charakter unseres Stadtteils Hürth Sielsdorf überzeugen. Wir Bürger lieben unseren Ort so wie er ist. Wie Sie seinerzeit auch erfahren konnten, verfügt Sielsdorf abgesehen von einem „Hofverkauf mit eingeschränktem Angebot“ und einer Gaststätte über keinerlei Infrastruktur. Arbeitsplätze, Kindergarten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Arzt, Post, Bank usw. können lediglich mit einem stündlich verkehrenden Bus oder privatem PKW erreicht werden.
Die Leute die hier hingezogen sind, haben bewusst den ländlichen Charakter, die Ruhe und Gelassenheit gesucht und dafür die geschilderten Umstände in Kauf genommen. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass durch Tod freiwerdende Häuser in kürzester Zeit wieder neue Bewohner finden. Ein weiterer Indikator ist die Verweilzeit von Mietern in unserem Stadtteil: Nur in wenigen Fällen nutzen diese ihre Freiheit zur Flucht aus unserer Oase. Der überdurchschnittlich hohe Anteil an Professoren und promovierten Bürgern kann als Indiz für das besondere Flair unseres Dorfes gewertet werden.
Dies alles soll uns nun genommen werden: Die Stadt Köln beabsichtigt – im Hinterkopf die Idee, ihre eigene SPD Wählerschaft zu schonen – den Großmarkt in unmittelbare Nähe unseres Stadtteils zu verlegen. Die ersten Häuser sind ca. 370 m entfernt, der gesamte Ort liegt im 1000 m Radius. Wie sehr der Rat der Stadt Köln nur auf seine eigenen Bürger Rücksicht nimmt, sieht man schon daran, dass in der Beschlussvorlage für den Wirtschaftsausschuss vom 22.10.2007 die fast 400 Bürger unseres Ortes überhaupt nicht berücksichtigt waren. „De Facto werden so gut wie keine Anwohner beeinträchtigt (s. Anlage 5)“ heißt es in der Vorlage. Die Vorlage weist für 400 m Abstand 2 Anwohner aus, mit den betroffenen Bürgern unseres Ortes sind es in Wirklichkeit 30, im 1000 m Abstand werden 251 Bürger ausgewiesen, wobei es sich offenbar nur um Bürger Kölns handeln kann, da unser gesamter Ort mit ca. 400 Bürgern in diesem Bereich liegt. Dies ist nur einer von vielen Haken in der Beschlussvorlage. Wir haben die Widersprüchlichkeiten und Nachteile gesammelt und stellen gern eine Liste zur Verfügung.

In dem aktuellen Flächennutzungsplan ist ein Gewerbepark vorgesehen, vor dem unser Dorf mit öffentlichen Grünflächen abgeschirmt ist. Diese Grünfläche soll nun den Großmarkt aufnehmen, mit erheblichem Kraftfahrzeugverkehr in den Nacht- und frühen Morgenstunden. Dem bestehenden Flächennutzungsplan haben wir, im Hinblick auf die dort ausgewiesenen Ausgleichsflächen, nicht widersprochen. Die beabsichtigte Änderung jedoch sehen wir im Zusammenhang mit der Vorgehensweise des Rates der Stadt Köln als Überrumpelungsversuch von Anfang an.
Sehr geehrter Herr Dr. Rüttgers: Bitte helfen Sie uns als unser Ministerpräsident das zu vermeiden.
Für weitere Informationen stehen wir jederzeit zu Ihrer Verfügung.